HISTORIE
MEILENSTEINE AUF DEM WEG ZUM WEINGUT
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DIE SPITZE DES WEINBERGS
Es war einmal ein mit Gestrüpp und Gesträuch überwucherter Tephrit- und Dolorit-Steinbruch an der Südspitze des Kaiserstuhls, den die Domänenverwaltung versteigerte.
Wer hätte 1813, als der Wund- und Hebarzt Ernst Georg Lydtin 17 Juchert und 7 3⁄4 Mannhauet Ödland an der Südspitze des Kaiserstuhls ersteigerte, daran gedacht, dass hier einmal höchst dekorierte Weine wachsen?
Lydtin, der am Vesuv den Weinbau studiert hatte, experimentierte erfolgreich.
1881 setzte auch Josef Fidel Stigler seinen Grundstock am Winklerberg und erntete bereits 1884 vom damaligen Badischen Weinbauverein zahlreiche Auszeichnungen für die besten Weine des Jahrgangs.
Bereits mit Beginn der 20er Jahre baute er seine Weine ausschließlich sortenrein aus. Die Weine fanden hohe und höchste Anerkennung wie beispielsweise die erste Trockenbeerenauslese eines 1930er Ihringer Winklerberg Riesling.
ES WAREN EINMAL …
…EIN HERRSCHAFFTLICHES FORSTHAUS, DAS GASTHAUS “BADISCHER HOF” UND EIN WEINGUT.
1836. Ihringen ist nach Breisach die größte Gemeinde im diesseitigen Amtsbezirk; nach vorliegender Bevölkerungstabelle zählt es 556 Familien, summa summarum 2098 Seelen.
In Bezug auf Weinproduktion ist Ihringen der bedeutendste Ort am Kaiserstuhl und wird deswegen zur Herbstzeit von Fremden stark besucht. So bekommt auch am 30. Januar der Bürger Altschulzensohn Georg Kühnle eine persönliche Gastwirtschaft, die fünfte im Ort, verliehen. Sie öffnet ihre Pforten im ehemaligen Forsthaus, dem künftigen „Badischen Hof“ der laut Bezirksamt zum Gastwirtsbetrieb gut gelegen und in Bezug auf Umfang und Einteilung sowie den dazugehörigen Keller, Stallung, Hof und Garten ganz gut dazu geeignet ist.
Anmerkung aus dem Stadtarchiv: Herrschaftliches Forsthaus und späterer “Badischer Hof” ist heutiges Weingut Stigler.
Gastfreundschaft wird hier auch heute noch groß geschrieben, wie jeder weiß, der schon einmal bei Stiglers zu Gast war!
GROSSER BAHNHOF
AUF WEINGUT STIGLER
1876 zieht es Josef Alban Stigler von Bad Krozingen nach Freiburg. Drei Generationen bewirten fortan die Bahnhofs-Wirtschaft zu Freiburg im Breisgau und begründen damit die bis heute andauernde Verbundenheit zur Gastronomie.
Seit 1881 schenkt Josef Fidel Stigler, Sohn des ersten Bahnhofswirts, vor allem seine Weine aus eigenem Anbau aus: Vom just erworbenen Ihringer Winklerberg.
1945 zieht der Zweite Weltkrieg eine jähe Zäsur, der Freiburger Bahnhof und das Stigler’sche Wohnhaus werden völlig zerstört. Das Wochenend-Domizil in Ihringen avanciert zum Stammwohnsitz der Familie.
Als engagierter Idealist widmet sich Rudolf Stigler sen., der letzte Bahnhofswirt, künftig ausschließlich dem Weinbau, arrondiert und vergrößert das Anwesen nur in besten Lagen.
WERBESTRATEGIE ANNO 1937:
Hoch zu Ross macht sich der neue Jahrgang in geschmückten Transportfässern auf den Weg nach Freiburg. Via Stadtrundfahrt kommuniziert sich die Botschaft von der Ankunft des neuen Weines in den Kellern der Bahnhofgaststätte.
IN DEN REBEN
AKTUELL WIE ANNO TOBAK
Zwischen Tradition & Technik. Ob wie einst die Ochsen angespannt wurden, der Winzer den Lastwagen oder später den Traktor chauffierte, gezogen wurde trotz allen vermeintlichen Fortschritts seit jeher mit Pferdestärken.
Lastenausgleich: Der Name Bücke rührt wohl von der Haltung, die der Träger zwangsweise einnahm. Auch heute noch herrscht im Weinberg harte Knochenarbeit, obgleich schwere Holzbücke leichteren und letztlich transportablen Bottichen wichen.
Traube für Traube Qualität. Die Traubenlese ist heute wie vor siebzig Jahren reine Handarbeit. Und auch an der Quantität hat sich zum Glück bis heute nicht viel geändert, schließlich steht nach wie vor Qualität vor Quantität.
Der kleine Unterschied liegt in der Wahl der Versuchung. War es im Paradies der Apfel, erliegt in den Reben die fröhliche Herbsterin wohl eher den Verführungskünsten der Traube.
Um so länger sich die Trauben gesonnt, desto mehr haben sie es in sich. Mit zunehmender Reife steigt zwangsläufig auch die Zahl der Öchsle bzw. das Mostgewicht.
HEBRST DER GEZEITEN
Es gibt Herbstzeitlose und es gibt zeitloses Herbsten: das Los der Herbsterinnen und Herbster, die sich heute wie vor siebzig Jahren ihrem Schicksal mit Liebe beugen.
HIER & HEUTE
2021
Gut in Form: Der Ihringer Winklerberg ist fit für die nächste Generation.
Der Kult der Kultivierung. Am Winklerberg, einer der Toplagen Deutschlands, gedeihen 6 ha des Stiglerschen Reblandes. Reines Glück könnte man jetzt fragen? “Nein, vielmehr das Glück des Tüchtigen. Denn sein Glück muss man sich auch am Winklerberg hart erarbeiten”, meint Andreas Stigler. Sei es beim Einbringen von Stroh und Gründüngung in den porösen Lavaboden, damit Nährstoffe und Feuchtigkeit langfristig gehalten werden können. Oder beim Bescheniden der Reben im Frühjahr, Ausbringen von Zwischenkulturen und sanfter Bodenpflege mit Verzicht auf Herbizide. Und zu guter Letzt bei der selektiven Handlese, damit auch die letzte Traube reif und trocken im Fass landet.
EN FAMILLE
… und wer heute, in bereits vierter und fünfter Generation gemeinsam das Familienweingut in die Zukunft führt? Das erfahren Sie hier:
ÖFFNUNGSZEITEN
Wir begrüßen Sie gerne zu Weinverkostungen nach telefonischer Absprache:
Tel. 07668–297